Ausschreibungsplanung: Dos and Don’ts bei Probeübersetzungen
Corporate Language verkörpert die Identität eines Unternehmens und muss auch bei der Expansion in neue Märkte bewahrt werden. Doch wie finden Sie einen Partner für Softwarelokalisierung, der die Feinheiten Ihrer Firmensprache beispielsweise auch im Spanischen zuverlässig abbildet?
Einen ersten Eindruck von der Qualität des Anbieters liefern Probeübersetzungen. Doch Vorsicht: Bei unzureichender Planung erhalten Sie wenig aussagekräftige Ergebnisse und entscheiden sich im schlimmsten Fall für den falschen Anbieter. Unsere Tipps sorgen dafür, dass Sie sich bei der nächsten Ausschreibung nicht länger auf Ihr Bauchgefühl verlassen müssen.
Halten Sie den Umfang überschaubar
Ob Software-UI, Dokumentation oder rechtliche Inhalte – berücksichtigen Sie bei Probeübersetzungen alle Textsorten, die für Ihr Unternehmen von hoher Relevanz sind. Der Fokus sollte auf Sprachen liegen, bei denen Sie auf erfahrene Reviewer zählen können. Diese sollten nicht nur mit der Zielsprache, sondern auch mit der Ausgangssprache Ihrer Texte bestens vertraut sein.
Aussagekräftiger Originaltext = aussagekräftige Übersetzung
Die Textvorlage für die Probeübersetzung sollte Inhalte repräsentieren, die Ihr Lokalisierungsteam tagtäglich übersetzen lässt. Kleinere Fehler und inhaltliche Unklarheiten dürfen explizit erhalten bleiben, denn sie liefern wertvolle Hinweise, wie Übersetzungsprobleme gehandhabt werden: Stellt der Übersetzungsanbieter Rückfragen zu unverständlichen Passagen? Werden Fehler im Original in der Übersetzung reproduziert oder ausgebessert?
Erwägen Sie zudem, den Text gleich in dem Dateiformat bereitzustellen, das Sie bei einem regulären Lokalisierungsworkflow verwenden (z. B. XLIFF oder XML). So können Sie neben der Übersetzungsqualität auch prüfen, ob der Anbieter das Projekt technisch korrekt handhabt.
Gleiche Chancen für alle
Manche Unternehmen ziehen für Probeübersetzungen verschiedene Teile eines Dokuments heran, die unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und Charakteristiken aufweisen. Das erschwert einen objektiven Vergleich der Übersetzungsqualität. Sinnvoller ist es in jedem Fall, wenn alle Anbieter denselben Text erhalten.
Damit Übersetzer zuverlässig Ihre Brand Identity abbilden können, sollten Sie den Anbietern zudem gleichen Zugriff auf hilfreiches Referenzmaterial wie Terminologielisten gewähren. So schaffen Sie insbesondere dann Chancengleichheit, wenn Sie bereits mit einem Stammanbieter zusammenarbeiten und dieser über einen Wissensvorsprung – etwa in Form vorhandener Translation Memorys – verfügt.
Objektive Bewertungskriterien
Als objektiver Bewertungsmaßstab für Softwareübersetzungen bietet sich ein Scoring-System an. Es muss keineswegs komplex sein – halten Sie es lieber einfach. Gewichten Sie Fehlerpunkte nach Kriterien wie Terminologie, inhaltliche Korrektheit, Tonalität, Grammatik und Rechtschreibung. Bei einem Marketingprojekt sollten naturgemäß stilistische Fragen stärker ins Gewicht fallen, während bei technischer Dokumentation die Produktterminologie und inhaltliche Genauigkeit im Vordergrund stehen.
Dienst nach Vorschrift?
Gute Übersetzungsdienstleister produzieren nicht einfach einen Berg übersetzter Wörter, sondern gestalten Ihre globale Firmenkommunikation proaktiv mit. Sie weisen auf Fehler im Ausgangstext hin, fragen bei Unklarheiten nach und sprechen strategische Übersetzungsentscheidungen mit Ihnen ab. Milengo gibt potenziellen Neukunden beispielsweise im Rahmen einer Probeübersetzung einen Übersetzungsbericht zur Hand, der unseren Übersetzungsansatz erläutert, terminologische Entscheidungen begründet und auf Problemstellen im Text hinweist. Achten Sie also darauf, ob der Anbieter Übersetzungsprojekte transparent und strategisch angeht.
Gute Umgangsformen
Nicht nur die Übersetzungsqualität sollte Sie interessieren, sondern auch, wie Ihr Projekt betreut wurde: Verlief die Kommunikation reibungslos? Wurden Ihre Anfragen zeitnah beantwortet? Gab es berechtigte Rückfragen der Projektmanager? All das spiegelt den Professionalitätsgrad des Anbieters.
Geduld als Tugend
Wenn Probeübersetzungen binnen weniger Tage abgewickelt werden sollen, lässt sich mitunter keine reale Auftragssituation simulieren, da sich die beauftragte Agentur nicht ausreichend auf Ihre Anforderungen vorbereiten kann und gängige Best Practices außer Acht lassen muss – etwa die Rekrutierung der am besten geeigneten Übersetzer. Denn die „Experten“ für bestimmte Fachgebiete – sagen wir zur Übersetzung von Softwaredokumentation vom Deutschen ins Französische – sind oft schon längere Zeit im Voraus ausgebucht. Wir raten Ihnen deshalb, etwas mehr Zeit einzuplanen, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten.
Den Blick weiten
Eine gute Probeübersetzung garantiert nicht, dass die vom Anbieter unter Beweis gestellte Qualität bei einer zukünftigen Zusammenarbeit aufrechterhalten wird – schließlich handelt es sich um eine im Umfang begrenzte Arbeitsprobe, die unter geschützten Bedingungen entstanden ist. Fragen Sie deshalb den Übersetzungsdienstleister zusätzlich nach Referenzübersetzungen, die dieser in der Vergangenheit für andere Kunden aus Ihrer Branche angefertigt hat. Ein Blick auf bereits lokalisierte Software gibt wertvollen Aufschluss darüber, wie der Anbieter unter Realbedingungen arbeitet.