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    Internationales SEO: Ein neuer Vertriebskanal im Ausland

    Internationales SEO: Ein neuer Vertriebskanal im Ausland

    Wie verbessert man die Sichtbarkeit der eigenen Website im Ausland und stärkt die globale Marktpräsenz? Ganz klar: mit internationalem SEO. Dieser Guide liefert Tipps zur Planung Ihres Onlineauftritts auf globalem Parkett – von der Domainstruktur über technische Details bis zur kultursensiblen Content-Strategie.

    Was ist internationales SEO?

    Internationales SEO bezeichnet die Suchmaschinenoptimierung einer Website für verschiedene Länder und Sprachen. Das Ziel dabei: mehr Traffic, Leads und Verkäufe auf internationalen Märkten. Bei der Umsetzung einer solchen Initiative sind neben sprachlichen und kulturellen Unterschieden auch technische Aspekte zu berücksichtigen.

    Wann lohnt sich internationales SEO?

    Eine internationale SEO-Strategie ist besonders für Unternehmen mit starkem Auslandsgeschäft interessant – damit ist dieser Marketingkanal prädestiniert für ein Exportland wie Deutschland. Zudem besteht die Gelegenheit, sich von der Konkurrenz abzuheben: Denn viele global agierende Firmen verfolgen keine internationale SEO-Strategie und sind somit im Ausland für organische Suchanfragen quasi unsichtbar.

    Hinzu kommt oft eine günstigere Wettbewerbssituation als im heimischen Stammmarkt. Gerade große Märkte wie die USA oder Deutschland sind aus SEO-Sicht extrem umkämpft. Wer zu begehrten Keywords wie „CRM-Software“ oder „E-Bikes“ in den Top 3 bei Google ranken will, muss massiv in Content und Backlinks investieren. In kleineren Auslandsmärkten stellen sich oft in kürzerer Zeit Erfolgserlebnisse ein.

    Die häufigsten Fails bei der Internationalisierung

    Vorab wollen wir noch auf einige typische Fehler hinweisen, die bei der internationalen Suchmaschinenoptimierung gemacht werden:

    • Die Website wird ohne SEO-Fokus oder komplett mit KI übersetzt
    • Die Technik der lokalisierten Website wird nicht optimiert
    • Es erfolgt keine lokale Keyword-Recherche
    • Nicht-Muttersprachler übernehmen den lokalen Content Review
    • Content wird für den Zielmarkt erstellt und dann „vergessen

    Wie es richtig geht, erklären wir nachfolgend Schritt für Schritt.

    In 9 Schritten zur rankenden Website im Ausland

    1.     Marktanalyse

    Zu Beginn steht die Entscheidung für einen Auslandsmarkt. Wichtig dabei: Lassen Sie in Ihre Marktanalyse auch SEO-Kriterien einfließen: In welcher Region gibt es besonders viele Suchanfragen zu Ihren Themen? Und wo ist die Konkurrenz bei Google & Co besonders niedrig?

    In einem SEO-Tool wie Semrush können Sie zudem die Websites von Mitbewerbern analysieren, um Aufschluss über deren Marktpräsenz zu erhalten. Im nachfolgenden Beispiel ist die Website eines Softwareanbieters stark in Indien vertreten, was für Konkurrenten aus SEO-Perspektive somit ebenfalls ein interessanter Markt sein könnte.

    Wettbewerbsanalyse in Semrush

    Quelle: Semrush

    2.     Länder- oder Sprachenfokus?

    Als nächstes legen Sie fest, ob sich die neuen Website-Versionen an Sprachen oder Ländern ausrichten sollen. Länderspezifische Websites haben natürlich den Vorteil, dass Sie Ihre Kundschaft vor Ort gezielt ansprechen können – etwa mit Preisen in der Landeswährung. Beim Länder-Targeting ist allerdings zu bedenken, dass Ihre neue Onlinepräsenz unter Umständen mehrere Sprachen abdecken muss – in Belgien etwa Französisch und Niederländisch.

    3.     Wahl der richtigen Domain

    Die Wahl der richtigen Domainstruktur ist ein Schlüssel zum Erfolg einer internationalen SEO-Strategie. Drei Ansätze stehen zur Auswahl:

    Domainstrukturen im Überblick

    Top-Level-Domains (ccTLDs) kommen zum Einsatz, wenn Content auf Länder ausgerichtet ist. Sie vermitteln eine klare Ausrichtung auf den lokalen Markt, was das Vertrauen der Nutzer erhöht und somit auch Klickraten verbessert. Deshalb sind ccTLDs gerade im umkämpften E-Commerce-Sektor beliebt. Auch Suchmaschinen stufen diese Ländervarianten höher ein: Die Seite milengo.de rankt auf google.de besser als milengo.at, auch wenn beide auf Deutsch verfasst sind.

    Allerdings müssen die neuen Domains erst einmal käuflich erworben werden. Zudem entstehen Mehrkosten durch einen erhöhten Serverbedarf, und die Verwaltung ist komplizierter – Design-Updates müssen beispielsweise einzeln auf die jeweiligen Länderdomains aufgespielt werden. Weiterhin muss die SEO-Autorität für jede Domain von Grund auf neu etabliert werden: Eine milengo.de-Seite kann nicht von der Linkpower einer milengo.com-Seite profitieren, was den Aufbau lokaler Backlinks erforderlich macht.

    Subdomains sind eine Option bei generischen Hauptdomains (z. B. milengo.com, milengo.net, milengo.org): Eine Subdomain es.milengo.com ergibt natürlich Sinn, eine Subdomain es.milengo.de würde hingegen für Verwirrung bei den Usern sorgen. Mit Subdomains kann eine einfache Trennung der Inhalte und Verwaltung der verschiedenen Sprachversionen erfolgen. Allerdings kann es schwieriger sein, für Subdomains ein starkes Domain-Ranking aufzubauen.

    Eine weitere Möglichkeit sind Subfolder (milengo.com/de). Sie sind populär, da sie die Autorität der Hauptdomain nutzen und bequemer zu verwalten sind als ccTLDs. Allerdings kann es schwieriger sein, eine klare geografische Ausrichtung zu signalisieren.

    4.     Technische Architektur

    Ohne das richtige technische Fundament steht der beste Content auf verlorenem Posten. Deshalb sollten Websites auch in Sachen Technik für internationale Rankings optimiert werden.

    hreflang

    hreflang-Tags sorgen dafür, dass Suchmaschinen die richtigen Sprach- und Länderversionen Ihrer Website anzeigen. Zudem existieren bei mehrsprachigen Websites oft viele ähnliche (oder identische) Inhalte. hreflang-Tags vermeiden Duplicate Content und maximieren die SEO-Effizienz, indem sie gezielten Traffic aus verschiedenen Märkten und Sprachen anziehen. Googles Search-Guru John Mueller bezeichnete hreflang als „einen der komplexesten Aspekte von SEO“ – nehmen Sie sich deshalb Zeit, um sich intensiv mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

    Seitenladezeit

    Werden Websites international gehostet, dauert es für User im Ausland manchmal länger, bis eine Seite geladen ist. Darunter kann indirekt auch Ihr Ranking im Zielmarkt leiden. Hier empfiehlt sich die Nutzung eines Content Delivery Networks (CDN) – ein Netzwerk von Servern an verschiedenen geografischen Standorten, die Inhalte schneller laden, indem sie von einem Standort in der Nähe des Besuchers bereitgestellt werden.

    Vereinfachte Content Delivery Network Architektur

    CDN-Architektur. Quelle: Seobility (Lizenz: CC BY-SA 4.0)

    Lokaler Linkaufbau

    Neue Top-Level-Domains besitzen erst einmal keine SEO-Autorität und müssen diese mit der Zeit aufbauen. Dafür gilt es, lokale Backlinks einzusammeln – am besten natürlich durch die Produktion von hochwertigem Content für das jeweilige Land. Achten Sie dabei in jedem Fall darauf, dass neu generierte Backlinks auch tatsächlich auf die jeweilige Länderdomain verlinken.

    5.     Lokale Suchmaschinenoptimierung

    Trotz KI-Boom ist Google mit über 80% globalem Marktanteil noch immer das Nonplusultra unter den Suchmaschinen. Dennoch ist der Suchriese nicht in allen Ländern führend. In China dominiert Baidu, in Russland Yandex und in Südkorea Naver.

    Jede dieser Suchmaschinen hat ihre eigenen Ranking-Faktoren. Deshalb ist es wichtig, die jeweiligen Optimierungsstrategien zu verstehen und umzusetzen. Baidu in China legt den Fokus etwa auf Mobile-First Content, während Yandex auf JavaScript basierende Websites nicht unterstützt.

    Eine detaillierte Marktanalyse hilft Ihnen, diese Unterschiede zu verstehen und Ihre Strategie entsprechend anzupassen.

    6.     Keyword-Recherche für den Zielmarkt

    Das technische Fundament steht. Nun gilt es, für jeden Zielmarkt eine separate Keyword-Analyse durchzuführen.

    Keywordsets für zwei unterschiedliche Länder können sich teils signifikant unterscheiden – sowohl was die einzelnen Suchbegriffe angeht als auch das Suchvolumen.

    Tipp:

    Für die Keyword-Analyse empfehlen sich gängige SEO-Tools wie Google Keyword Planner, SEMrush oder Sistrix.

    Übersetzen Sie Keywords nicht wörtlich, sondern recherchieren Sie anhand lokaler Nutzertrends länderspezifische Suchbegriffe und Ausdrücke. Arbeiten Sie mit Muttersprachlern vor Ort zusammen, um sicherzugehen, dass die Keywords tatsächlich relevant und gebräuchlich sind.

    Weitere Empfehlungen zur Vorgehensweise:

    • Eine gründliche SEO-Wettbewerbsanalyse hilft Ihnen zu verstehen, wer Ihre Hauptkonkurrenten im Zielmarkt sind und welche Search-Taktiken sie verfolgen.
    • Vergessen Sie nicht, dass Märkte unterschiedlich groß sind und teils stark variierendes Keyword-Potenzial aufweisen. Im Falle einer englischen Original-Website können Sie davon ausgehen, dass das Ranking-Potenzial in anderen Sprachen deutlich geringer ist. Zwei Beispiele:
      • Für das Keyword crm system gibt es in den USA 12.000 Suchanfragen pro Monat, in Slowenien sind es nur 110.
      • Ein für einen SEO-Blog relevantes Keyword wie international keyword research hat im Englischen ein Suchvolumen von 70; im Deutschen gibt es dazu jedoch gar kein rankendes Äquivalent, sodass ein solcher Artikel in Deutschland aus SEO-Sicht unbrauchbar wäre. Gerade bei Nischenthemen oder in B2B-Kontexten fällt es oft schwer, für kleine Märkte genügend relevante Keywords zu finden.

    7.     Content Audit

    Nehmen wir an, die eigene Website rankt bereits exzellent im heimischen Markt – inklusive täglichem Traffic, einem populären Blog und zahlreichen Verlinkungen. Kann man dieses Content-Asset wie eine Blaupause auf andere Auslandsmärkte übertragen?

    Die Antwort lautet: Nur bedingt – denn selbstverständlich werden auch lokal relevante Inhalte benötigt. Deshalb wird im Rahmen eines Content Audits Ihre Website analysiert, um festzustellen, welche Inhalte für internationale Märkte übernommen werden können, welche adaptiert und welche neu erstellt werden müssen. Der Audit beruht auf folgenden Kriterien:

    Welcher Content hat Priorität?

    Vielen Firmen ist gar nicht klar, welcher Content auf ihrer Website am meisten Traffic zieht. Eine Antwort auf diese Frage liefert Google Analytics oder ein professionelles SEO-Tool. Neben Traffic-relevanten Inhalten sollten Sie aber auch Content priorisieren, der für Conversions von Bedeutung ist. Ein unterhaltsamer Blog-Artikel generiert mehr Klicks als eine branchenrelevante Case Study; letztere wird Kunden aber effektiver von Ihrem Angebot überzeugen.

    Was kann aussortiert werden?

    Analysieren Sie, welcher Content nicht für die Suchmaschinenoptimierung im Zielmarkt relevant ist. Hier können kulturelle Unterschiede eine Rolle spielen; vielleicht haben Sie aber auch bei der Traffic-Analyse festgestellt, dass manche Inhalte schon im Heimatmarkt nicht performen und deshalb nicht umgezogen werden müssen.

    Was muss neu erstellt werden?

    Die entwickelte Keyword-Strategie dient als Grundlage, um eine Strategie für die Erstellung neuer Inhalte zu entwickeln, die speziell auf die Interessen und Bedürfnisse Ihrer internationalen Zielgruppen zugeschnitten sind – von Blog Posts über News-Artikel bis hin zu Infografiken und Videos.

    8.     Lokalisierung durch Profis

    Nun geht‘s ans Eingemachte: der Content für Ihre Ziel-Website muss her! Dabei sollten Sie trotz SEO-Fokus nicht vergessen, dass Sie in erster Linie Inhalte für Ihre Kundinnen und Kunden erstellen, nicht für Google. Ein Fokus auf die User Experience zahlt sich langfristig aus. Gerade wenn Kunden viel Geld in ein Produkt investieren sollen – etwa bei einer teuren Software oder eine Luxusuhr – möchten sie vor dem Kauf erst über mehrere Touchpoints Vertrauen in Ihre Marke aufbauen.

    Eine fachgerechte Lokalisierung bedeutet dabei nicht, alles 1:1 zu übersetzen. Vielmehr berücksichtigt sie kulturelle Unterschiede und lokale Gegebenheiten. Wir unterscheiden nachfolgend drei Arten der Lokalisierung: die klassische SEO-Übersetzung, die Transkreation und das Copywriting.

    Suchmaschinenoptimierte Übersetzungen

    Ein Großteil Ihrer Inhalte kann ganz normal übersetzt werden. Dabei sollten Sie Übersetzenden falls nötig ein SEO-Briefing zur Hand geben und Keywords stets von Muttersprachlern lokalisieren lassen.

    Warum, zeigt das folgende Beispiel: Der englische Begriff projector kann im Deutschen entweder mit Projektor oder Beamer übersetzt werden. Während Projektor als wörtliche Übersetzung für Nicht-Muttersprachler näher liegt, ist Beamer jedoch tatsächlich der weitaus häufigere und damit lukrativere Suchbegriff:

    Quelle: Semrush

    Transkreation: feingetunte Inhalte für den Zielmarkt

    Nicht jeder Text kann übersetzt werden – oft ist eine Adaption an die Zielkultur nötig. So wird beispielsweise ein Fashion-Portal für seinen Content in Norwegen einen stärkeren Fokus auf Winterbekleidung legen als in Spanien. Bei einer Transkreation – salopp gesagt einer „kreativen Übersetzung“ – werden ganze Abschnitte eines Textes umgeschrieben, mit lokalen Beispielen versehen und bisweilen auch in der Tonalität angepasst.

    Frische Content-Perspektiven dank Copywriting

    Die Bedürfnisse von Kunden unterscheiden sich von Land zu Land. Teile Ihres Contents müssen deshalb im Rahmen einer internalen SEO-Strategie für den Zielmarkt neu geschrieben werden.

    Bei vielen deutschen Firmen steht etwa das Thema Datensicherheit ganz oben auf der Agenda. Gerade Software-as-a-Service-Anbieter sollten auf ihrer deutschen Website deshalb gezielt darauf eingehen, wie sie die Daten von Kunden schützen.

    Ein weiteres Beispiel sind gesetzliche Rahmenbedingungen, die bei der Ausrichtung der Content-Strategie eine wichtige Rolle spielen können. So gibt es im deutschen Bildungssektor den Digitalpakt, der Fördermittel zur Digitalisierung von Schulen bereitstellt. Hersteller von Bildungstechnologie müssen in Deutschland in ihrem Onlineauftritt auf diese Fördermöglichkeit hinweisen.

    Verlockend, aber oft fatal: KI-Übersetzungen

    Es klingt verführerisch, mit wenigen Klicks die gesamte Website per KI übersetzen zu lassen. Doch internationales SEO lässt sich so nicht betreiben. Im Gegenteil: Massenhaft mit KI generierte Inhalte werden von Google abgestraft. Ganz zu schweigen von holprigen Formulierungen und gravierenden Übersetzungsfehlern, die die Benutzererfahrung und das Vertrauen in Ihre Marke schmälern.

    Dennoch sind KI-Übersetzer sehr wertvoll – gerade für die Übersetzung weniger sichtbarer Teile Ihrer Website oder auch für Produktdokumentation. Die Qualität der Texte kann zudem durch eine Nachbearbeitung des Outputs per DIN-zertifiziertem Post-Editing auch bei einem KI-Workflow sichergestellt werden.

    Tipp:

    Werfen Sie einen Blick in die Google-Spam-Richtlinien, um darüber informiert zu bleiben, was Google beim Thema KI und Content-Generierung derzeit empfiehlt.

    9.     Fertig … und jetzt?

    Eine vielzitierte Phrase lautet: SEO ist ein Marathon, kein Sprint. Nach der erstmaligen Lokalisierung Ihrer Website ist deshalb die Arbeit noch längst nicht getan.

    Stattdessen gilt es nun, sich fortlaufend um den Ausbau, die Pflege und das Aktualisieren Ihres länderspezifischen Contents kümmern. Idealerweise erledigt das ein muttersprachlicher Content Manager oder zumindest eine Person, die ein Review der lokalisierten Inhalte durchführen kann. Für das Management mehrsprachiger Websites kommen Content-Management-Systeme wie WordPress und Translation-Management-Systeme wie memoQ zum Einsatz.

    Fazit

    Internationales SEO-Marketing bietet enorme Chancen für Unternehmen, ihre Reichweite zu erweitern und neue Märkte zu erschließen. Durch eine sorgfältige Planung und Umsetzung können Sie Ihre Website für ein internationales Publikum optimieren und somit Ihr Wachstumspotenzial maximieren. Die wichtigsten Eckpfeiler von internationalem SEO sind dabei eine saubere Technik, hervorragender Content und eine professionelle Übersetzung.

    Johannes Rahm

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    Johannes ist ein erfahrener Übersetzer, Copywriter und SEO-Spezialist, der seit über einem Jahrzehnt in der Lokalisierungsbranche aktiv ist. Sein Fokus liegt dabei auf der Übersetzung von Marketing-Content für führende B2B-Unternehmen in der DACH-Region. Trotz seiner Passion für Science Fiction hält er die menschliche Sprache auch im Zeitalter von KI für unsere mächtigste „Technologie“ und erkundet fortlaufend ihr Potenzial, Menschen und Organisationen zusammenzubringen und zu inspirieren.